Vor ungefähr vier Jahren lernte ich einen Menschen kennen, der jemanden suchte, der ein Buch über sein Leben schreibt. Er erzählte von unglaublichen Situationen, die ihm zugestoßen seien, war in allen Fällen der Geschädigte und Opfer von bösen, bösen Menschen. Das Buch schrieb ich nicht, dafür gehe ich zu verantwortungsbewusst mit Menschen um. Denn ich kann zwar Texte schreiben, aber wie man ein Buch verfasst, davon habe ich keine Ahnung. In den nächsten vier Jahren sollte ich allerdings lernen, wie man auch ohne Ahnung agieren kann. Mit langen Reden, großen Plänen und ach so tollen Ideen. Nur die Umsetzung, die mussten immer Andere übernehmen. Und anfallende Rechnungen ebenfalls. Oder sie blieben offen, etliche davon bis heute. Und da ich diesem Phänomen an Überredungskunst idiotischer Weise vertraut hatte und dachte, ich investiere in eine gemeinsame geschäftliche Zukunft, zahlte ich die meisten Verbindlichkeiten und half – dem vom Schicksal gebeutelten Menschen und seiner immer weiter anwachsenden Familie. Das ging so lange gut, bis es mir zuviel wurde und ich (viel zu spät) STOPP sagte und wiederholt hinterfragte. In diesem Moment wurde ich der Feind. All meine Hilfe und Unterstützung waren vergessen, die Schulden bei mir verdrängt und das Handeln sollte sich nun gegen mich richten.
Der Geschädigte – der ein Buch über sein Leben, das ihn zum Fall gebracht haben soll, schreiben wollte – hat in diesen vier Jahren viele, viele Menschen geschädigt. Menschen, die ihm helfen wollten. Die seinen langen Reden erlagen oder, aus Mitgefühl und Nächstenliebe heraus, gar nicht anders konnten. So wie ich. Denn diese Hilfe ging mit der Zeit gegen mein eigenes Bauchgefühl und ließ mich heftige Kämpfe mit mir selbst ausfechten. Ebenso traf es die, die sich blenden ließen, von Jemandem mit großen Plänen, aufgebaut auf einem großen NICHTS. Nichts an Geld, nichts an Handlungsfähigkeit, nichts an Irgendetwas. Vor allem nichts an Anstand, Menschlichkeit und Ehrgefühl. Von Reflektion, Ehrlichkeit und Fairness ganz zu schweigen. Heute weiß ich, dass alles was diesem Menschen vielleicht tatsächlich zugestoßen ist, ausschließlich an seinem eigenen Agieren liegen kann. Nur er selbst weiß es nicht und wird wohl nie erkennen, dass sich nur ein einziger Mensch, vielen guten Menschen gegenüber, unfair verhalten hat und bis heute verhält. Vielleicht schreibe ich ja doch noch einmal ein Buch. Den Titel wüsste ich bereits…