Geburtstagsgedanken

Ich sitze hier auf meiner Terrasse, genieße eine Grapefruit-Limonade und lasse die Gedanken schweifen. Und plötzlich stach ein Satz hervor: “Kinder, ich bin so reich!”. Nicht an Geld, Eigentum oder irgendwelchen Besitztümern. Ich bin reich, weil ich ein erfülltes Leben führen kann. Weil ich Freunde habe. Weil ich noch aus einer Generation stamme, in der Bildung und Kultur eine Rolle spielten (und glücklicherweise immer noch spielen). Weil ich haupt- und nebenberuflich das mache was mir Freude bereitet. Weil ich gelernt habe zu kommunizieren was ich will und vor allem was ich nicht will. Weil ich nachdenke, querdenke und mitdenke. Weil ich Rückhalt habe und weil ich geliebt und geschätzt werde. Für die, die ich bin.

Warum das so wertvoll ist? Es gibt so viele Menschen, gerade die Generationen nach mir, die nicht mehr erfahren, was es heißt gebildet aufzuwachsen. Oder was Anstand, Respekt und Werte bedeuten. Es gibt so viele Menschen, bei denen man sich fragt: haben die keine Freunde, die ihnen mal ehrlich sagen wie sie wirken? Es gibt so viele Menschen, die ein Leben leben, das sie eigentlich gar nicht wollen, die aber zu schwach sind, etwas zu verändern.

Ich habe mir mein Leben so eingerichtet, dass ich tue was ich will. Nicht ohne Rücksicht auf andere Menschen und nicht ohne dabei fleißig und mit einem großen Herzen an andere zu denken. Aber ohne mich zu verbiegen oder unehrlich sein zu müssen, meistens jedenfalls. Ich kann mittlerweile auch mal nein sagen und dafür ja zu dem, was mir gut tut. Ich kann ein aufrichtiges, authentisches Leben führen. Ich habe Freunde, die mich spiegeln und das nicht nur mit Komplimenten. Ich habe eine Familie, die immer und bedingungslos für mich da ist. Ich lebe so, wie es mir gefällt.

Wenn ich heute die Welt betrachte, frage ich mich manchmal, ob ich in einem Experiment lebe, bei dem getestet wird, wie weit man gehen kann. Erziehung, Bildung, Werte, Anstand, Kultur, Wahrhaftigkeit … all das geht immer mehr verloren. In einer Schnelligkeit, die mir Angst macht. Und ich bin dankbar dafür, dass ich mit meinen 36 Jahren aus einer Generation und Zeit stamme, in der noch ein ‘gesundes’ Fundament für all das gelegt wurde. Prost!